Januar 2024

NEWSLETTER SCHULE | SCHULALLTAG


Offizieller Newsletter

Bund der Freien Waldorfschulen | Pädagogische Forschungsstelle | Waldorfbuch

Willkommen in 2024. Jede Stunde zählt. 

Liebe Leser:innen,

auf unserer Kampagnenseite Jede Stunde zählt haben wir es dargestellt: „Waldorfschulen streben nach einer lebenswerten Zukunft. Dafür braucht es Lehrer:innen, die ihre Schüler:innen inspirieren und bestärken, die Welt zu gestalten." Dass dies Fakt und gelebte Realität an unseren Schulen ist, sehen wir immer wieder bei der Themenzusammenstellung unserer Newsletter. So viel Engagement, so viel Innovationen und so viel Gestaltungswille der Kinder und Jugendlichen an unseren Schulen macht uns jeden Tag glücklich und bestätigt uns in unserer Arbeit.

Wir haben dem Thema in diesem Newsletter etwas mehr Raum gegeben als sonst, um beispielhaft zu zeigen, wie unsere Lehrer:innen ihre Lernenden inspirieren. Sei es in Form einer abenteuerlichen Entdeckungsfahrt mit dem Rad nach Italien oder einer KI-gesteuerten Erfindung für die Eurythmiebeleuchtung.

Um Kindern und Jugendlichen an unseren Schulen den Raum für eine bestmögliche Entwicklung zu geben, braucht es uns alle. Es braucht aktive und gestaltungsfreudige Menschen, die unsere Schulen in einem demokratischen Prozess immer wieder neu erfinden. Deshalb an dieser Stelle auch noch einmal der Hinweis auf die kommende Bundeselternratstagung im Februar. Denn nicht nur für Schüler:innen, Lehrer:innen, die vielen Mitarbeiter:innen in der Arbeitsgemeinschaften, Gremien und Konferenzen, sondern gerade für die Eltern unserer Schüler:innen gilt:

Jede Stunde zählt. Weil du sie gestaltest.

In diesem Sinne wünschen wir uns allen ein freudig-arbeitsreiches, motiviertes und beteiligungsreiches 2024. 

Ihre/eure Nele Auschra


Inhalt:


JETZT ANMELDEN: BUNDESELTERNRATSTAGUNG
01


2. ALUMNITAGUNG 2023 IN HANNOVER
02


FWS LEIPZIG – MITGLIED IM NETZWERK
SCHULE OHNE RASSISMUS – SCHULE MIT COURAGE

03


ERZIEHUNGSKUNST ALS APP
04


GESUNDHEIT LERNEN - BEWEGUNG UND ERNÄHRUNG
05


VON WALDORFSCHULE ZU WALDORFSCHULE UND NOCH VIEL WEITER...
06


SPOT ON! EURYTHMIX
 
07


WESENSGEMÄßE BIENENHALTUNG LERNEN
08

JANUAR 2024

01. Jetzt anmelden: 91. BERT
Waldorf verbindet: Inspirationen, Informationen & viel Wir-Gefühl

23. bis 25. Februar 2024 an der Rudolf-Steiner-Schule Dortmund

Die Rudolf-Steiner-Schule Dortmund und die Bundeselternkonferenz (BuElKo) laden ganz herzlich zur nächsten Bundeselternratstagung (BERT) nach Dortmund ins Ruhrgebiet ein.
Diese Bundeselternratstagung soll allen Teilnehmer:innen das gute Gefühl der Verbundenheit schenken: Wir alle sind Teil dieser großen wunderbaren Bewegung. In Workshops und Vorträgen beschäftigen wir uns mit der Waldorfpädagogik und der Anthroposophie. Was ist es, was uns alle verbindet? Wie entsteht diese besondere Verbundenheit? Wie kann ich sie pflegen und erhalten? Wie bleibe ich in Verbindung mit mir, mit meinem Kind und der Schulgemeinschaft?

Wir laden die Elternhäuser, Elternvertreter:innen, Lehrer:innen, Erzieher:innen und Schüler:innen sowie Vertreter:innen auf Landes- und Bundesebene sehr herzlich nach Dortmund ein. Dabei haben wir selbstverständlich auch die Förderschulen sowie inklusiv arbeitende Schulen unserer Bewegung im Blick.

Alle Infos zu den Übernachtungsmöglichkeiten, weitere Einzelheiten zur Anmeldung, zum Ablauf und sobald verfügbar auch zu den Workshops können hier auf der Internetseite der BERT eingesehen werden.

Wir freuen uns auf euch und einen regen Austausch
Das BERT-Orga-Team Dortmund
> PROGRAMM UND INFOS

02. 2. Alumnitagung 2023 in Hannover

Vom 27.– 29.Oktober fand in der FWS Hannover-Maschsee die 2. Alumnitagung statt.

Ca. 100 Menschen mit viel Neugier und Freude verbrachten ein gemeinsames Wochenende - lauschten einem Vortrag von Paula Kiefer zur Waldorfpädagogik, entwickelten Impulse von Maud Beckers und Iru Mun zu Inklusion, Vielfalt und Schüler:innenpartizipation mit unterschiedlichen Methoden weiter, tanzten und saßen am Lagerfeuer.

Forderungspapier

Darüber hinaus haben wir mit verschiedenen Methoden ein Forderungspapier zusammengestellt, das die Erfahrungen der Wadorfalumni bündelt und Verbesserungsvorschläge bzw. Verbesserungsnotwendigkeiten enthält.
Wir erhoffen uns, damit einen konstruktiven Dialog zu eröffnen, um die Waldorfschule zukunftsfähig werden zu lassen, denn wer könnte besser sagen, was gefehlt hat oder was schlecht war, als Menschen, die es selbst erlebt haben?
Zum Forderungspapier
Zu den Tagungsfilmen

Aufruf
Wir freuen uns immer noch über Menschen, die uns im Tagungsteam unterstützen wollen. Meldet euch gerne auf diese Mail oder per Instagram bei uns. Wir freuen uns auf euch!

Save the date
Vielleicht habt ihr es schon über andere Kanäle wahrgenommen, jetzt wollen auch wir darauf hinweisen – vom 17.– 20.Mai findet auf Schloss Hamborn ein Bildungsfestival (Bildungs-Festival 2024) statt, auf dem auch wir als Waldorfalumni da sein werden, evtl. auch mit kleinem Programm – Näheres folgt.
Wir würden uns freuen, ein paar bekannte Gesichter dort zu sehen.

Vom Tagungsteam

03. FWS Leipzig – Mitglied im Netzwerk
Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage

Aufgrund einer Schüler:inneninitiative entstand 2015 das Bestreben, sich als Waldorfschule klar gegen jede Art von Ausgrenzung und Diskriminierung zu positionieren.

Aktionen wie Pegida oder Legida waren täglich in den Medien und in unserer Stadt präsent. Oberstufenschüler:innen wollten dagegen ein Zeichen setzen und befassten sich aktiv mit dem Netzwerk "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage”. Das Netzwerk ist mit über 4000 Schulen im ganzen Land das größte Schulnetzwerk in Deutschland. Das Themenspektrum erweiterte sich für uns auf jede Art der Diskriminierung. Zum Beispiel Rassismus, Antisemitismus, Sexismus, Homophobie und Mobbing.

Nun machte sich die Schule am 18. und 19. Januar wieder für diese stets aktuellen Themen stark. Zwei Projekttage für die Stufen 1 bis 13 fanden statt.

Mit einer Benefizveranstaltung endeten unsere bunten Tage, die hoffentlich einen neuen Impuls für die Zukunft unserer Arbeit gesetzt haben.

Stimmen der Schülerschaft:
Marlene (Klasse 13):
„Schule ohne Rassismus, das ist ein Ziel, dem es schwer ist, gerecht zu werden, denn auch an unserer Schule erleben wir täglich Ausgrenzungen, auch wenn es manchmal subtil oder nicht von allen Parteien bewusst wahrgenommen wird. Aber genau da können wir unter dem Motto 'Schule mit Courage' ansetzen.”

Mattis (Klasse 13)
„Generell alle Arten von Diskriminierung sind brandaktuell. Man sieht es überall in unserer Gesellschaft. Es betrifft jeden Menschen.
Was auch ein ganz wichtiger Punkt ist, dass die Waldorfbewegung immer wieder von rechten Ideologien zu unterwandern versucht wird. Hier gilt es sich ganz klar von abzugrenzen und zu sagen, dass dies keinen Platz hat.”

Text: Martina Milisavljevic und Benita Hochmuth
Ansprechpartnerin und Lehrerin der FWS Leipzig: Benita Hochmuth
Kontakt Benita

> MAIL BENITA HOCHMUTH
> WEBSITE SCHULE OHNE RASSISMUS

04. Erziehungskunst als App

Ab sofort gibt es die Erziehungskunst quasi als App fürs Handy oder das Tablet. Öffnen Sie dafür einfach die Seite der Erziehungskunst  auf Ihrem Handy oder Tablet. Nach dem Akzeptieren der Cookies öffnet sich ein Dialog „Um diese Website zum Home-Bildschirm hinzuzufügen, tippen Sie auf das 'Teilen‘ -Symbol und dann ‘Zum Homebildschirm‘“.

Das Ergebnis ist ein neuer App-Button auf Ihrem mobilen Device, und dieser führt Sie zur Homepage der Erziehungskunst, wo alle Artikel aus dem Heft online veröffentlicht werden.

Von Angelika Lonnemann, Chefredakteurin der Erziehungskunst

> WEBSITE ERZIEHUNGSKUNST

05. Gesundheit lernen – Bewegung und Ernährung am Anfang der Schulzeit

Öffentlicher Kongress am 15. März 2024, 10 – 16 Uhr

Für Fachkräfte und Interessierte aus Pädagogik, Medizin und
Sozialtherapie zur Förderung nachhaltiger Gesundheit im
Grundschulalter
Veranstalter: von Tessin-Zentrum für Gesundheit & Pädagogik, Freie Hochschule Stuttgart

Ein gesundes Verhältnis zu Ernährung und Bewegung zu entwickeln, gehört heute zu den großen gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen. Vor dem Hintergrund zunehmender Probleme mit Adipositas, metabolischem Syndrom und Bewegungsmangel im Kindesalter sowie damit assoziiert gehäuft auftretenden psychischen Erkrankungen (Depressionen, Ängsten, Essstörungen) und Bildschirmmediensucht ist eine Neugestaltung kindlicher Spiel-, Lern- und Entwicklungsräume in Kindergarten und Schule erforderlich.

Zentrale Präventionsfelder betreffen daher nicht nur Ernährung und Bewegung, sondern in der Folge auch psychische Gesundheit, altersentsprechenden Umgang mit Bildschirmmedien, Wahrnehmungs- und Sprachentwicklung.

Wie können Schulen in Zukunft so gestaltet werden, dass sie Orte der gesunden Entwicklung und Gesundheitsförderung werden? Vom Angebot gesunder Ernährung über innovative Sport-, Spiel- und Unterrichtsformen bis hin zur kreativen Gestaltung und Nutzung von (Natur-)Umgebung und Innenräumen gibt es bereits zahlreiche gute Beispiele für eine salutogenetische Pädagogik. Fachkräfte aus Pädagogik und Medizin wollen diese brennenden Themen der Kindergesundheit thematisieren sowie gute zukunftsträchtige Beispiele für gesundes Lernen und Gesundheitsförderung präsentieren.

> ANMELDUNG UND PROGRAMM

06. Von Waldorfschule zu Waldorfschule und noch viel weiter...

Eine Abiturerholungsklassenfahrt nach Italien ohne Lehrer. Diesen Traum haben wir, die jetzt ehemalige 13. der Freien Waldorfschule Leipzig, im wunderschönen Finalborgo an der italienischen Westküste wahr werden lassen, und fünf Schüler:innen – Linn, Tara, Lena, Gabriel und ich – beschlossen, Finalborgo mit den Fahrrädern und dem Zug zu erreichen.

Dass die Reise dann unter dem Motto von Waldorfschule zu Waldorfschule startete, war eine spontane Idee, von der wir nicht gedacht hätten, dass sie uns das „Waldorfschüler:innensein“ von einer ganz neuen Seite erleben lassen würde.

Unsere Radtour startete in Esslingen, das wir mit dem Zug erreichten und leider nur zu viert, weil Lena erkrankt war. Nach einigem Herumirren, fanden wir endlich den Neckatalradweg und machten uns auf den Weg Richtung Tübingen, wo wir bei Familie N. eine Unterkunft zugesagt bekommen hatten.

Der ursprüngliche Plan, in Waldorfschulen zu schlafen, war insofern nicht realisierbar, da im August auch in Baden-Württemberg Sommerferien waren. Aber durch eine Anzeige in der Ranzenpost der angefragten Waldorfschulen fanden wir Unterkunft in Waldorffamilien. Zu unserem Glück, denn so ein festliches Essen, wie es uns bei Familie N. erwartete, hätten wir auch in der bestausgestatteten Hortküche nicht selbst zubereiten können. Die Aussicht auf ein Abendessen war auch ein nennenswerter Motivationsfaktor, der uns den schrecklich steilen Berg, auf dem das Haus der Familie stand, hochtrieb. Sehr erschöpft, mit einem nach dem Berg nicht mehr ganz so schönen, selbst gepflückten Blumenstrauß in der Hand, klingelten wir schließlich an der Haustür.

Die Familie N. ist eine fünfköpfige Familie, die ohne zu wissen, was sie erwartet, offenherzig vier verschwitzte Radfahrer:innen in ihrem Wohnzimmer hat schlafen lassen. Im Laufe des Abends erfuhren wir, dass Jan N. selbst viel auf Reisen war und ebenfalls oft freundlich aufgenommen wurde, weshalb er jetzt selbst Reisenden gerne Unterkunft gewährt. Das Abendessen war sehr lustig und die Abenteuergeschichten, die uns Jan N. von seinen Reisen erzählte, spannend, weshalb wir doch etwas länger wach blieben als geplant.
Am nächsten Morgen, nach einem ausgiebigen Frühstück und beschenkt mit einem Trinkflaschenhalter und einer Mini-Whiskyflasche sowie drei Kabelbindern für jeden (denn Kabelbinder braucht man laut Jan angeblich immer), machten wir uns auf den Weg nach Rottweil, wo wir im Hort der dortigen Waldorfschule schlafen durften.
Es war toll, dass dies von der Schule ermöglicht wurde, obwohl Sommerferien waren und der Hausmeister extra für uns die Tür aufschloss. Die Idee, in Waldorfschulen zu übernachten, hat unsere Route eigentlich schon bestimmt, denn nirgendwo gibt es so viele Waldorfschulen wie in Baden-Württemberg.
Im Hort Rottweil angekommen, wurden wir direkt zum Bürgeressen eingeladen. Da wir aber schon eingekauft hatten und wir alle Vegetarier sind, kochten wir Nudeln und picknickten mit mitgebrachter Lichterkette im Schulgarten.

Während der Tour am nächsten Tag haben wir auf der Suche nach einer Möglichkeit, unsere Wasserflaschen aufzufüllen an Haustüren geklingelt. Das bot sich bei einer langen Tour in der Sonne an, da wir ohnehin schon volle Fahrradtaschen hatten, und es klappte auch erstaunlich gut. Zufällig trafen wir dabei sogar auf eine Familie, die über die Ranzenpost der Waldorfschule Tübingen von unserer Radtour gehört hatte.
Am dritten Tag sind wir das letzte Stück mit dem Zug nach Freiburg gefahren, wo uns Helene B., Waldorflehrerin an der Freien Waldorfschule Freiburg, angeboten hatte, bei Ihr zu übernachten. Dort erwarteten uns weiche Betten und interessante Gespräche, da Helene sehr an unserer Schüler:innenperspektive auf die Waldorfschule interessiert war, und im Gegenzug erhielten auch wir Einblicke in ihre Arbeit als Waldorflehrerin.

An diesem Abend sind wir viel zu spät ins Bett gegangen, weil wir nach dem Baden im See noch das Freiburger Nachtleben genießen wollten. Nach einem ausgiebigen Frühstück am nächsten Morgen schafften wir es dann aber doch, uns im Nieselregen auf den Weg nach Basel zu machen, von wo wir am selben Tag nach Mailand mit dem Zug fuhren.
In Mailand konnten wir auf einem Sportplatz übernachten. Das hatte Tara über Kontakte organisiert, und es ermöglichte uns, kostenlos zwei Nächte in Mailand zu verbringen.
In den zwei Tagen Mailand besichtigten wir die Stadt und trafen zufällig auf zwei unserer Klassenkameraden, Hannes und Sophia, die Finalborgo per Trampen erreichen wollten und es so bis Mailand schon geschafft hatten. Nachdem wir zusammen am Abend noch das Büffet eines „All You Can Eat“-Restaurants halb leer gegessen hatten, machten wir uns alle auf den Weg zum Sportplatz mit überfüllten Mägen und zwei neuen Mitreisenden auf den Gepäckträgern.

Am nächsten Morgen ging es dann nach einer Gartenschlauchdusche und Frühstück, welches uns Gabriel über „TooGoodToGo“ vom Frühstücksbüffet eines Hotels organisiert hatte, mit dem Zug nach Arenzano an der Mittelmeerküste Italiens. Dort in der Nacht angekommen, schauten wir noch bei der gerade stattfindenden Open-Air-Party zu. Da wir aber am gleichen Abend noch einen Schlafplatz am Strand finden mussten, konnten wir nicht lange bleiben. Bis wir dann endlich in unseren Schlafsäcken lagen, dauerte es auch noch mehrere Stunden, weil wir uns noch in einer privaten Wohnsiedlung verirrten, aus der uns ein Securityman nach langem Diskutieren (wir in Englisch, er auf Italienisch) wieder ein ganzes Stück zurückschickte.
Der Tag darauf war der letzte unserer Radtour, an dem die Gangschaltung meines Fahrrads beschloss, den Geist aufzugeben. Zum Glück waren Tara und Gabriel dabei, die mein Fahrrad in 3 Stunden Arbeit zu einem eingängigen Fahrrad, also mit ausgebautem Schaltwerk und verkürzter Fahrradkette, umbauten. Hierbei kamen Jans Kabelbinder zum Einsatz. (Danke Jann du hattest recht, Kabelbinder sind sehr praktisch!)

Lena, Linn und ich legten uns derweil auf unsere Schlafsäcke auf den Boden und leisteten „mentalen Beistand“, indem wir Lieder aus der Schulzeit sangen. Nach der (für zumindest Lena, Linn und mich) dreistündigen Pause, ging es in voller Mittagshitze nach Finalborgo. 6 km vor dem Ziel riss die mühsam verkürzte Fahrradkette allerdings und Gabriel musste das letzte Stück mein Fahrrad und mich inklusive im Schlepptau nach Finalborgo ziehen.

Dort trafen wir wieder auf Hannes und Sophia. Weil unser Airbnb aber erst am nächsten Tag gebucht war, mussten wir noch eine Nacht am Strand schlafen. Das Problem dabei war allerdings, dass fast alle Strände an der Küste privatisiert und mit Strandkörben zugepflastert waren. Auch nachts hat man keine Chance, da die Strände einen Nachtwächter haben. Schließlich fanden wir hinter einer alten Fabrikhalle einen nicht privatisierten Strand, auf dem wir bleiben konnten. Doch waren wir nicht alleine, Migranten und Obdachlose hatten hier ebenfalls Zuflucht gesucht, und weil wir von Campern vor Diebstahl gewarnt worden waren, teilten wir eine Nachtwache ein. Als wir uns am nächsten Morgen erzählten, was jeder erlebt hatte, kamen wir zu dem Schluss, dass die Nachtwache eine sehr gute Idee gewesen war, da der ein oder andere interessiert an uns vorbeigeschlichen war. Als wir unserem Airbnb-Host von dieser Übernachtung erzählten, schüttelte der nur den Kopf und meinte, dass er dort nachts niemals hingehen würde.
Die nächsten zwei Wochen verbrachten wir in Finalborgo mit unserer ganzen Klasse in einer Airbnb Wohnung und genossen die italienische Vita. Am Tag waren wir am Strand und auf Wanderungen zu Grotten in den Bergen, am Abend in der Stadt beim jährlichen Mittelalterfest oder beim Pizzaessen und in Bars. An einem Abend trafen wir durch Zufall in der Stadt bei einem Live-Musik-Event italienische Waldorfschüler:innen. Nach einer lustigen Unterhaltung, bei der wir uns unsere Namen vorgetanzt hatten und italienische Gesten verstehen lernten, luden sie uns zu einer Open-Air-Party im Nachbarort ein.

Es waren zwei sehr ereignisreiche Wochen, die einen schönen Abschluss für unsere Schulzeit darstellten.

Das Motto „Von Waldorfschule zu Waldorfschule“ hat uns erfahren lassen, dass wir in der ganzen Welt Unterkünfte und Freunde finden können. Waldorfschüler:in zu sein, bedeutet so viel mehr, als dort die Schulzeit zu verbringen. Ich nehme es jetzt wahr wie ein Teil einer großen Familie zu sein.

Von Annina Hinkel, FWS Leipzig

07. Spot on! Eurythmix
Computergestützte Beleuchtung als Jahresarbeit

Welche Synthese ergibt sich aus dem Programmieren als Hobby, der Beleuchtung als Ehrenamt und der Eurythmie als Lieblingskunst? Der 16-jährige Johan Mateo Grimsehl hat die drei im Rahmen seiner Jahresarbeit in einer Web-App zusammengebracht. Unsere Redakteurin hat sich erklären lassen, wie mit dieser App Eurythmie-Aufführungen computergestützt beleuchtet werden.

Die Fenster abdunkeln, den Blick auf die Wand freigeben, den Rechner einschalten und ein paar Tastenkombinationen wählen – Johan Mateo Grimsehl braucht nur wenige Handgriffe, um sein Zimmer in eine improvisierte Bühne zu verwandeln für ein besonderes Schauspiel aus Farbe und Licht. An der Wand treffen sich Rot und Blau, mischen sich Blau und Grün, legt sich Grün über Rot, ergeben sich Zwischentöne und Nuancen – und zwar auf Knopfdruck. Was der 16-Jährige da vorführt, ist Eurythmix, eine Web-App für die computergestützte Beleuchtung von Eurythmie. Die hat der Schüler der Waldorfschule Potsdam im Rahmen seiner Jahresarbeit in Klasse neun entwickelt. Seine Website kann sich über einen Adapter mit Scheinwerfern allerorten verbinden. „Dass die App über eine Website läuft, ermöglicht es, sie mit verschiedenen Betriebssystemen zu nutzen", erläutert Johan Mateo einen Vorteil seiner Entwicklung.

Für Eurythmix hat er Goethes Farbkreis auf einem DJ-Pult mit zwei Turntables hinterlegt – digital versteht sich. Das DJ-Equipment ist an einen Bildschirm angeschlossen und das Ganze kann mit jedem gewünschten Scheinwerfer gekoppelt werden. Dieser strahlt schlussendlich in den Raum, was die Benutzer:innen am Computer scheibendrehend zusammenkombinieren. Wenn es sein muss, über große Entfernungen hinweg. Eine Eurythmie-Darbietung in Stuttgart aus dem Krankenbett nahe Potsdam zu beleuchten – mit der Web-App von Johan Mateo wäre das möglich.

Inzwischen besucht er die zehnte Klasse der Waldorfschule in Potsdam und hat im vergangenen Schuljahr an den Nachmittagen in Eigenregie geschaffen, woran sonst ganze Teams von studierten ITler:innen monatelang tüfteln. „Das klingt vielleicht komisch, aber ich bin selbst begeistert, was man schaffen kann, wenn man einfach Spaß an einer Sache hat", sagt der App-Entwickler.

Der Ausgangspunkt war die Suche nach der perfekten Synthese. „Das Programmieren ist schon seit einigen Jahren mein liebstes Hobby. Wenn es in der Schule etwas zu beleuchten gibt, bin ich oft mit dabei. Wir sind ein zehnköpfiges Team, das sich um Theaterstücke, Vorträge und Tanzveranstaltungen kümmert. Und die Eurythmie begeistert mich von Anfang an. In meiner Jahresarbeit wollte ich diese drei zusammenbringen", erzählt Johan Mateo. Die Idee zur computergestützten Eurythmiebeleuchtung lag da nahe. Insgesamt hat er rund 500 Stunden Arbeit in die App gesteckt, schätzt er. Den Entstehungsprozess haben ein Technik-Profi und eine Eurythmistin begleitet. Und zwei Tage lang hat Johan Mateo den Beleuchtern des Gorki-Theaters in Berlin über die Schultern geschaut. Die meiste Zeit aber hat er zu Hause am Computer verbracht – mal in seinem Zimmer, mal auf dem Balkon. „Am Ende beschäftigt man sich beim Programmieren mit winzigen Details. Im Groben läuft alles und dann gibt es diese eine Stelle, an der es hakt. Das mag ich. Das ist suchen und forschen", beschreibt Johan Mateo seine Faszination fürs Software-Schreiben.

Damit angefangen hat er schon im Alter von zehn Jahren. „Der Beruf meines Vaters spielt da bestimmt eine Rolle", vermutet er. Denn sein Vater sei IT-Berater. An seine ersten eigenen Versuche im Programmieren erinnert Johan Mateo sich noch gut: „Das war ein Lego-Roboter. Ich wollte, dass er sich bewegen kann, also habe ich ihm das Fahren beigebracht. Erst geradeaus, dann um die Kurve." Aber den ganzen Tag vorm Bildschirm sitzen, das ist dennoch absolut nicht sein Ding. Genauso gern ist Johan Mateo in Bewegung. Beim Segeln zum Beispiel. Das macht er einmal wöchentlich. Zusammen mit anderen Jungs in einem Verein. Die Seenlandschaft um Potsdam gibt das her. Klarinette spielt er auch. Und dann ist da ja noch die Eurythmie. In der Schule hat Johan Mateo seit einigen Monaten keine Eurythmie mehr. Ab der zehnten Klasse wird sie in Potsdam nur noch als Wahlpflichtfach angeboten, und weil die Nachfrage recht groß war, ist er nicht reingekommen in die Gruppe. Manchmal fehlt sie ihm, die Eurythmie. Dann macht er ein paar Übungen für sich allein. Was er dabei erlebt, kann er ganz gut in Worte fassen und irgendwie auch nicht: «Die Eurythmie geht ganz tief in mich rein. Ich komme in einen guten Kontakt mit mir selbst dabei. Ich knüpfe Beziehung – zu mir und zur Welt. Und diese Beziehung, das ist eine ganz andere als die, die ich durch den Computer aufnehme.»

Die Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen im Umgang mit dem Computer hat den jungen Mann auch im Rahmen seiner Jahresarbeit beschäftigt. „Ist es überhaupt vernünftig, Computer in der Eurythmie einzusetzen, die doch das Menschliche symbolisiert, einem das Tor zu sich selbst und anderen öffnet?", hat er sich im Vorfeld gefragt. Noch immer kommt er zu dem Schluss, es ist vernünftig. Denn Computer seien nicht dazu da, den Menschen die Show zu stehlen, sondern ihnen zu helfen. Gerade durch ihre unmenschliche Perfektion könnten Computer nie gesehene Türen öffnen, glaubt Johan Mateo. Das hat er selbst schon mehrfach erlebt: „Beim Programmieren musst du immer alle Eventualitäten mitdenken, sonst übersiehst du etwas. Das ist ein total kreativer Prozess. Plötzlich landest du irgendwo, wo du dich nie erwartet hättest."

Die Resonanz auf seine Jahresarbeit, so sagt er, fiel durchweg positiv aus. Eine Präsentation seiner App hat es natürlich gegeben. Eine Eurythmielehrerin der Schule rezitierte ein Gedicht, Johan Mateo gestaltete die Beleuchtung dazu. „Eine wirkliche Aufführung, bei der meine App zum Einsatz kam, gab es aber noch nicht. Das steht noch aus. Dafür muss ich aber noch an der Stabilität der App arbeiten. Die ist verbesserungswürdig", sagt Johan Mateo kritisch. Auch an anderen Aspekten seiner Erfindung möchte er noch feilen – der Gestensteuerung etwa, die mithilfe einer Kamera Bewegungen identifiziert und danach das Licht zur jeweiligen eurythmischen Geste in der passenden Farbe wählen kann. „Bislang habe ich eine Steuerung erarbeitet, die drei Gesten erkennen kann – Hände auf gleicher Höhe, die eine Hand über der anderen und umgekehrt. Das ist aber nur ein Anfang", sagt Johan Mateo. Den gesprochenen Text in einer eurythmischen Darbietung erkennen und in eine Farbe übersetzen zu können, ist eine weitere Vorstellung, die er gern umsetzen würde. Die Ideen gehen dem eurythmiebegeisterten Programmierer nicht aus ...

Von Anne Brockmann, *1988, Redakteurin der Erziehungskunst.
für die Erziehungskunst, Vorabveröffentlichung in diesem Newsletter




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08. Wesensgemäße Bienenhaltung
lernen

Imkerkurse zur Vorbereitung auf Bienenhaltung in der Schule und privat

In wenigen Wochen werden die ersten Frühjahrsvorboten ihre Blütenköpfe aus der Erde strecken und an wärmeren Tagen beginnen die Bienen zu ihren ersten Flügen im neuen Jahr aufzubrechen, besuchen die Blüten und Weidenkätzchen und bringen Nektar und Pollen heim.

Die Imker:innen beobachten das Treiben am Flugloch ihrer Schützlinge – sicher auch in vielen Schulgärten. Das ist die geeignete Zeit, neue Bienen-Initiativen in Angriff zu nehmen. Der Verein Mellifera e. V., mit dem der Bund der Freien Waldorfschulen 2019 das große Waldorf 100-Bienen-Projekt ausrichtete, bietet im Ausbildungsverbund an vielen Orten in Deutschland die Möglichkeit, sich das nötige Grundwissen zur Bienenhaltung praxisnah anzueignen.

Mit der Initiative Bienen Machen Schule erhalten Pädagog:innen hilfreiche Anregungen für einen Unterricht mit Honig- und Wildbienen.

Kontaktdaten:
Institution/Firma: Mellifera e. V. 
Carmen Diessner
E-Mail
Telefon: +49 7428 945 249-24

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