Februar 2025

NEWSLETTER SCHULE | SCHULALLTAG


Offizieller Newsletter

Bund der Freien Waldorfschulen | Pädagogische Forschungsstelle | Waldorfbuch

Genau hinschauen.

Liebe Leserinnen,
liebe Leser,

herzlich willkommen zum ersten Newsletter Schule | Schulalltag in diesem Jahr! Es ist erst 57 Tage jung, dieses neue Jahr, und hat uns schon maximal aufgesogen. Es hat uns durchgerüttelt, wachgeschüttelt, aufgeschreckt und aufgeweckt. Das neue Jahr kommt daher und scheint zu sagen: „Aufgepasst. Ich zeige euch mal, wie es wirklich ausschaut. Augen auf, liebe Menschen, schaut mal genau hin. In jede Ecke, hinter alle Vorhänge, auf all das, was euch sicher und bekannt scheint. Und schaut auch dorthin, wo es wehtut.“

Richtig weh tut es gerade an vielen Ecken. Und wegschauen ist kaum noch möglich. Die drängenden Fragen und Herausforderungen, die teilweise sehr bedrohlich wirkenden Veränderungen in unserer Gesellschaft verlangen uns sehr viel ab. Vor allem aber brauchen wir einen klaren und unverstellten Blick auf die Aufgaben dieser Tage. Und wir brauchen Mut, Zuversicht und die Besinnung auf unsere Werte, diese Herausforderungen anzupacken.

Die im Bund der Freien Waldorfschulen vereinigten Schulen haben schon 2022 genau hingeschaut und sich verpflichtet, ein Schutzkonzept zur Gewaltprävention zu erarbeiten. Damit sind wir Waldorfschulen Vorreiter, denn eine solche Verpflichtung für Schulen gibt es vereinzelt, aber noch nicht bundesweit. Ein Schutzkonzept hilft Schulen, Kindertagesstätten und Horten, zu Erfahrungsräumen und Orten zu werden, an denen Kinder und Jugendliche, aber auch die Mitarbeitenden wirksam vor jeglicher Form von Gewalt geschützt sind. Wie die Konzepte umgesetzt werden und was sich bisher entwickelt hat, wollen wir Ihnen in diesem Newsletter vorstellen. Auch den Umgang unserer Schulen mit den Themen Antirassismus und Hass und Hetze im Internet möchten wir in diesem Rahmen beleuchten.

Zu guter Letzt finden sich bei genauem Hinschauen auch die ganz besonderen Schätze und schönen Dinge!

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen einen klaren Blick und einen hoffentlich zuversichtlich stimmenden Einblick in unser Schulleben.

Ihre Nele Auschra


Inhalt:


NEUE FOLGE DES PODCASTS VON MENSCHEN UND MEDIEN ZUM THEMA DESINFORMATION UND FAKE NEWS
01


RÜCKBLICK THEMENTAG ANTIRASSISMUS: WIE POSITIONIEREN WIR UNS ALS WALDORFSCHULEN GEGEN RECHTSEXTREMISMUS?
02


EINLADUNG ZUR 92. BUNDESELTERNRATSTAGUNG (BERT) VOM 7. BIS 9. MÄRZ 2025
03


GEWALTSCHUTZ LEBEN JETZT! STATEMENT DER BUNDESELTERNKONFERENZ ZUM STAND DER GEWALTSCHUTZKONZEPTE
04


RÜCKBLICK AUF DIE AUFTAKTVERANSTALTUNG SCHUTZRAUM WALDORF
05


PUBLIKATION ZUM 100. TODESTAG VON RUDOLF STEINER
06


PODCAST WALDORF.PERSPEKTIVEN ZUM THEMA SCHUTZKONZEPTEN AN WALDORFSCHULEN
07


SCHÄTZE HEBEN“ ODER „VERBORGENE KRÄFTE“
08

FEBRUAR 2025

01. Neue Folge des Podcasts von Menschen und Medien zum Thema Desinformation und Fake News

Ich lebe in München, arbeite oft nur eine Straßenecke vom Stiglmaierplatz entfernt. Die jüngste Gewalttat dort geht mir nah. Aber auch, wie Teile von Politik und Medien damit umgehen, wie schnell und aufgeregt scheinbare Tatsachen verbreitet werden, die später zurückgenommen werden und doch in der Welt sind.

Nicht nur im Wahlkampf und längst nicht mehr nur in sozialen Netzwerken herrscht Aufmerksamkeitsökonomie, unsere Erregung wird gezielt geschürt und politisch instrumentalisiert. 81 % der Deutschen betrachten Desinformation als Gefahr für Demokratie und gesellschaftlichen Zusammenhalt, so eine Studie der Bertelsmann-Stiftung, aber mehr als die Hälfte der deutschen Jugendlichen hat Schwierigkeiten beim Erkennen von Fake News, das ist das Ergebnis einer Sonderauswertung der PISA-Studie.

Wie kann die Schule Jugendliche dabei unterstützen, Desinformation und Fake News zu erkennen? Sich in der Informationsgesellschaft kompetent und sicher zu fühlen? Das geht gut im Geschichts- und im Deutschunterricht, sagt Fabian Jauss. Er ist Lehrer an einer Stuttgarter Waldorfschule, allerdings als Quereinsteiger, ursprünglich ist er Kommunikationswissenschaftler und hat lange im Bereich PR und Werbung gearbeitet.

In der aktuellen Episode des Podcasts „Von Menschen und Medien“ erzählt er von seinem Unterrichtsprojekt zur sogenannten „Brutkastenlüge", einer von einer PR-Agentur organisierten Desinformation, die mitentscheidend war für die Beteiligung der USA am zweiten Irakkrieg. Ausgehend von diesem Ereignis entwickelt er mit Schüler:innen Strategien, um Desinformation und Fakes im Netz zu erkennen und souverän damit umzugehen. Im Talk mit Host Elke Dillmann schildert er seine Erfahrungen mit unterschiedlichen Klassen.
Von Elke Dillmann, Redakteurin und Lehrbeauftragte am von-Tessin-Lehrstuhl für Medienpädagogik

> ZUM PODCAST
> BERTELSMANN STUDIE ZUM THEMA DESINFORMATION
> SONDERAUSWERTUNG PISA STUDIE

02. Rückblick Thementag Antirassismus:
Wie positionieren wir uns als Waldorfschulen gegen Rechtsextremismus?

Am 24. Januar 2025 hat am Institut für Waldorfpädagogik in Mannheim ein Thementag mit dem Titel stattgefunden: Wie positionieren wir uns als Waldorfschulen gegen Rechtsextremismus?

Teilgenommen haben etwa 40 Personen: Schüler:innen, Eltern, Erzieher:innen, Schulsozialarbeiter:innen, Lehrer:innen, Geschäftsführer:innen, Mitarbeiter:innen der Pädagogischen Forschungsstelle.

Ziel der Veranstaltung war es, grundlegende Positionen von Rechtsextremen und scheinbare Berührungspunkte ihrer Ansichten mit der Waldorfpädagogik deutlich zu machen. Dabei sind  präventive Strategien und wirksame Methoden zur Identifizierung, Abwehr und Handhabung von rechtsextremen und antidemokratischen Einflüssen vorgestellt worden.

Die Beiträge behandelten verschiedene Schwerpunkte:
- Rechtsextreme Akteure oder Sympathisant:innen innerhalb von Waldorfschulen
- Ausgewählte Beispiele rechtsextremer Interpretationen der Anthroposophie
- Darstellung von Gruppierungen, die extremistisches Gedankengut verbreiten und auf subtile Weise versuchen, in Schulgemeinschaften einzudringen
-Die Organisationsstruktur der Waldorfschulen, die eine starke Gemeinschaftsfokussierung     aufweist und ein mögliches Einfallstor für die Instrumentalisierung durch Extremist:innen darstellt.

Nach jedem Referat kam es zu einer sehr lebendigen Diskussion, in der zum einen Erstaunen bzw. Entsetzen über den Umfang der Problematik geäußert wurde, zum anderen viele Beispiele aus dem Schulalltag der Teilnehmenden vorgestellt wurden, die dann gemeinsam zumindest in Ansätzen eingeordnet werden konnten, wobei die Referenten aus den Erfahrungen ihrer Beratungen von Schulen berichteten und auf Organisationen hingewiesen haben, mit denen der Verein Bildungseinrichtungen gegen Rechtsextremismus zusammenarbeitet. In der Pause wurden Fragen nach konkreter Beratung geäußert, die in einem Fall dann in einer Videokonferenz zwei Tage später fortgesetzt wurde.

Am Ende der Veranstaltung wurde der Wunsch geäußert, diesen Thementag bald in einem größeren Rahmen zu wiederholen. Dieser findet am 5.9.25 von 11.00 bis 16.00 Uhr in der Waldorfschule Leipzig, Berthastr. 15 statt.
Für den Verein Bildungseinrichtungen gegen Rechtsextremismus Albrecht Hüttig und Markus Schulze

> HOMEPAGE BILDUNG GEGEN RECHTS

03. Einladung zur
92. Bundeselternratstagung (BERT) vom 7. bis 9. März 2025

VON ANFANG BIS ZUKUNFT – Lebendige Ideen Rudolf Steiners – unter diesem Motto wird die 92. BERT vom 7. bis 9. März 2025 an der Neuen Waldorfschule Dresden stattfinden.

2025 ist ein besonderes Jahr: Wir gedenken des 100. Todestages Rudolf Steiners und nehmen den Reichtum seiner Ideen zum Anlass, um auf verschiedene Weisen Impulse zu geben, wie Waldorfpädagogik und Anthroposophie im Jetzt wie auch in Zukunft tragfähig in unseren Schulen gelebt werden können.
Podiumsgespräche und Workshops zu folgenden Themenschwerpunkten sind geplant:

  • Waldorfpädagogik und Anthroposophie
  • Wirtschaft / Oberstufe
  • Kunst des Sozialen 
  • Nachhaltiges Handeln

Der Name Bundeselternratstagung (BERT) lenkt ein wenig ab: die BERT ist explizit nicht nur für Elternräte. Gerade die Dresdner BERT richtet sich als Zukunftstagung an Eltern, Menschen aus dem Kollegium und Jugendliche, die nach neuen Ideen suchen, Prozesse voranbringen und sich in ihren und für ihre Schulen einsetzen wollen. Alle, die voneinander lernen und miteinander Ideen bewegen wollen, sind willkommen – Vorkenntnisse sind nicht nötig. In diesem Sinne: Seid dabei, lasst uns ins Gespräch und gemeinsam ins Handeln kommen!

Diese BERT ist ein Gemeinschaftsprojekt von Bundeselternkonferenz (BuElKo) und mehreren Waldorfschulen aus Dresden und der Region Mitte-Ost. Miteinander und füreinander gestalten wir das Programm. Eine spezielle Empfehlung für die Arbeitskreise eurer Schulen:

  • PR-Kreis: Workshops 5a/b
  • Vertrauenskreis: Workshops 7a, 13a/b
  • BNE/Nachhaltigkeitskreis: Workshops 9/10
  • Inklusionskreis: Workshop 3b
  • Küchenkreis: Workshop 10

Wir freuen uns auf viele Schulen aus dem gesamten Bundesgebiet. Die Kosten für die Tagung selbst übernimmt der BdFWS. Die Reisekosten für die angestrebten 2–3 Teilnehmenden pro Schule (bei Einzügigkeit 2, bei Zweizügigkeit 3) übernimmt die delegierende Schule (bitte im Vorfeld mit eurem Schulbüro abstimmen).

Euer BERT-Orga-Team

> ANMELDUNG BERT (ANMELDESCHLUSS 3. MÄRZ 2025)
> PROGRAMM BERT

04. Gewaltschutz leben jetzt!
Statement der BundesElternKonferenz zum Stand der Gewaltschutzkonzepte

Die im Bund der Freien Waldorfschulen vereinigten Waldorf- und Rudolf-Steiner-Schulen hatten sich auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Mai 2022 dazu verpflichtet, ein Gewaltschutzkonzept zu erarbeiten. Es ist erfreulich, dass alle Schulen einSchutzkonzept eingereicht haben, doch aus vielen Gesprächen in den Regionen sowie eine rmodellhaften Umfrage haben die Delegierten der Bundeselternkonferenz (BuElKo) den Eindruck gewonnen, dass es an der sichtbaren Umsetzung sowie der lebendigen Gestaltung an einigen Waldorfschulen im gesamten Bundesgebiet noch fehlt.

Es erreichten uns ebenso Entstehungsgeschichten von Konzepten, die so nicht beabsichtigt waren. Wir verstehen, dass sich unsere Schulgemeinschaften heute mehr denn jevielfältigen Herausforderungen stellen müssen. Auf diesem Weg scheint die Sorge um die termingerechte Pflichterfüllung in manchen Gemeinschaften dem eigentlichen Kerngedanken des Konzepts vorgezogen worden zu sein. Wir als Delegierte der Regionen wollen die Schulgemeinschaften an diesen Kerngedanken der Schutzkonzepte erinnern. Der Schutz der Kinder steht bei all unseren Bemühungen an oberster Stelle. Wir richten folgende Appelle sowie Ermunterungen an die schulleitenden Gremien, Kollegien, Eltern und Schüler:innen:

Gemeinsam Verantwortung übernehmen: Die Gewaltschutzkonzepte sollten nie von einigen wenigen Personen einer Schulgemeinschaft erdacht, erstellt und verantwortet werden. Im Sinne der Gemeinschaft sind alle relevanten Gruppen zu beteiligen, dazu gehören die Kollegien, die schulleitenden Gremien, die Schulsozialarbeiter:innen, die Elternschaft und die Schüler:innen.

Gewaltschutzkonzepte veröffentlichen: Die Zahl der eingereichten Konzepte ist erfreulich, doch diese wichtigen Handlungsrichtlinien müssen für alle Menschen der jeweiligen Schulgemeinschaft leicht zugänglich sein. Ein einsamer Ordner in einem Regal schützt kein Kind. So bietet sich z.B. die Veröffentlichung auch auf den Webseiten der Schulen an.

Schutzkonzepte gemeinsam lebendig halten: Einmal veröffentlicht und dann vergessen? Wir müssen unsere Gewaltschutzkonzepte lebendig halten, wir dürfen sie diskutieren, einmal angewendet überprüfen und gemeinsam auf dem neuesten Stand halten. Dazu bedarf es eines Kreises von Menschen, die sich für diese Aufgabe gemeinsam verantwortlich fühlen. Diese Menschen sollten mit dem Vertrauenskreis, der Schulsozialarbeit und ähnlichen schulischen Organen zusammenarbeiten.

Unser Angebot Beratung: Schulgemeinschaften, die Beratungsbedarf haben, Elterngremien, die Unterstützung benötigen, können sich vertrauensvoll über ihre Landesvertretungen auch an die BuElKo sowie direkt an den Bund der Waldorfschulen wenden.

Erfahrungsaustausch: Unter dem Titel Schutzraum Waldorf hat es im Januar bereits einen bundesweiten Aktionstag mit rund hundert Teilnehmenden zum Schutzkonzept an Waldorfschulen gegeben. Der Aktionstag wurde von der Bundeselternkonferenz (BuElKo) gemeinsam mit dem Bund der Freien Waldorfschulen (BdFWS) und der Landesarbeitsgemeinschaft der Waldorfschulen Baden-Württemberg (LAG BW) initiiert, um durch Best Practices die Umsetzung von Schutzkonzepten zur Gewaltprävention zu fördern und voneinander zu lernen.

Der nächste Termin ist der 22.01.2026

BundesElternKonferenz (BuElKo)

> WEITERE INFORMATIONEN ZUM SCHUTZKONZEPT

05. Rückblick auf die Auftaktveranstaltung Schutzraum Waldorf

Die Auftaktveranstaltung für den Aktionstag Schutzraum Waldorf am 23. Januar war ein voller Erfolg. Von Nele Auschra vom Bund der Freien Waldorfschulen erfolgte eine Begrüßung mit einem Blick zurück in das Jahr 2022, als sich die Mitgliedsschulen darauf verständigten, verpflichtend ein Schutzkonzept zu erarbeiten und dem BdFWS vorzulegen. Im Anschluss dankte Caroline Bechtold allen Initiator:innen: Bundeselternkonferenz, Bund der Freien Waldorfschulen, LAG Baden-Württemberg sowie der Waldorf-Stiftung für die Förderung. Sie stellte den Aktionstag und die Agenda vor. Stefanie von Laue stellte anschließend die Wichtigkeit der Schutzkonzepte heraus und informierte über die Bundeselternkonferenz und deren Aufgaben sowie Ziele. Von der LAG BW stellten Birke Bähr und Marlene Kuhn das Referat Elternnetzwerk vor, welches darauf abzielt, die Elternstimmen mitzudenken und auch organisatorisch in den Fokus zu rücken.

Anschließend folgten zwei Schulen, die einen Einblick in ihre Arbeit im Bereich Schutzkonzept gaben, über ihre Erfolge berichteten und auch Besonderheiten:
Die Freie Waldorfschule Magdeburg mit David Woidacki und Jean-Baptiste Durand und die Freie Waldorfschule Gutenhalde mit Daniela Aldinger stellten ihr Schutzkonzept und ihren Weg der Umsetzung vor. Sie stellten sich den zahlreichen Fragen aus dem Publikum.

91 Teilnehmende aus ganz Deutschland haben sich am Austausch zum Thema Schutzkonzept beteiligt und sind in die Interaktion gekommen. Es wurde rege diskutiert.

„Ich fand es gut, dass solch eine Veranstaltung für Eltern angeboten wird, einfach um einen Austausch zu ermöglichen und um Transparenz zu schaffen. Was die Umsetzung des Schutzkonzepts angeht, habe ich im Prinzip zwei Highlights, zum einen den Zeitpunkt, als wir das Konzept fertiggestellt haben und es den Eltern und Schüler:innen näherbringen konnten, natürlich unter der Prämisse, dass das Konzept lebendig zu halten ist, indem es auch verändert und durch weitere Aspekte angereichert werden darf. Zum Zweiten finde ich es toll, dass unsere Vertrauensstelle meiner Kenntnis nach zuverlässig arbeitet und schon einige Fälle zielführend bearbeitet hat, sodass Formen von Gewalt minimiert werden konnten. Deshalb möchte ich alle Schulen dazu anregen, eine Vertrauensstelle einzurichten, die sich gut fortbildet, um adäquat reagieren und arbeiten zu können.“
David Woidacki        

„Ich bin jetzt bald zwei Jahre an der Schule und als ich meine Stelle angetreten habe, war unser Schutzkonzept gerade fast fertiggestellt. Es ist dann zwar als Papier erst einmal in der Schublade gelandet, andererseits durch die Implementierung der Schulsozialarbeit direkt lebendig geworden. Das Schutzkonzept ist ja ein Instrumentarium, um Bewusstsein zu schaffen für ein wertschätzendes Miteinander und einen Ablaufplan für Extremsituationen an die Hand zu geben. Zurzeit sind wir – Vertrauenskreis, Schulsozialarbeit und Marlene Kuhn – dabei, das Schutzkonzept zu überarbeiten. Dann werden wir damit in die entsprechenden Gremien gehen, werden Eltern und Schüler:innen in die Überarbeitung mit einbeziehen. Die neue Version soll dann auf unserer Website veröffentlicht und in angemessener Weise in der Schule, bei den Schüler:innen und im Kollegium, lebendig gehalten werden.“
Daniela Aldinger

Der Bedarf, praxisnah Fragen zu diskutieren und Anregungen zu bekommen, ist hoch. Das Thema stellt die Schulen in der Umsetzung vor Herausforderungen, die sich gemeinsam leichter und schneller lösen lassen.

Zum Abschluss informierte Caroline Bechtold über den kommenden bundesweiten Aktionstag am 22. Januar 2026. Alle sind nun aufgerufen, gerne ihre Veranstaltungen, Highlights, Erfolge und Learnings zu teilen und auf der Website Schutzraum Waldorf – Aktionstage zum Thema Schutzkonzept – Bund der Freien Waldorfschulen zur Verfügung zu stellen, um eine Anlaufstelle für Ideen zu werden. Nutzen Sie hierfür folgende E-Mail-Adresse:
schutzraumwaldorf@waldorfschule.de!


Daniela Aldinger, Freie Waldorfschule Gutenhalde:
d.aldinger@gutenhalde.de
David Woidacki, Freie Waldorfschule Magdeburg:
woidacki@waldorfschule-magdeburg.de

Von Caroline Bechtold, Koordinatorin Schutzraum Waldorf

> WEBSITE SCHUTZRAUM WALDORF

06. Publikation zum 100. Todestag von Rudolf Steiner

„Dieses Buch erscheint einhundert Jahre nach Rudolf Steiners Tod. Es nähert sich ihm von heute aus mit den Fragen der Gegenwart, aber auch mit der klaren Wahrnehmung, dass Steiners Gedanken und Anschauungen eine Relevanz auch für unsere Zeit und sogar weit in die Zukunft haben. … Meine Art, mich diesen Themen zu nähern, mag dabei gelegentlich etwas unkonventionell und unbekümmert sein. Das soll nicht darüber hinwegtäuschen, ja es kann sogar unterstreichen, dass es hier um ernste, große, menschheitliche Fragen geht."

Rudolf Steiner, der Gründer der Anthroposophie, kann bis heute als erstaunliche, ja widersprüchliche Persönlichkeit erscheinen. Einerseits war er naturwissenschaftlich-technisch durchaus versiert, andererseits tief überzeugt, dass unsere Zeit einen neuen Zugang zu geistigen Wirklichkeiten finden müsse. Einerseits erlebten ihn viele als bescheidenen, nahbaren Menschen, andererseits war er ein wirkungsmächtiger Reformer, der zahlreiche praktische Initiativen anregte, von den Waldorfschulen bis hin zum biodynamischen Landbau. Was trieb ihn an? Was waren die Themen, die er mit so außerordentlicher Intensität verfolgte? Was hat er unserer Zeit zu sagen?

Der Publizist Wolfgang Müller charakterisiert zentrale Aspekte von Steiners Person und Werk. Auch die Kritik an ihm kommt ausführlich zur Sprache, vor allem aber seine bedeutenden Impulse für eine dringend notwendige innere und äußere Neuorientierung der Gegenwartskultur.

Wolfgang Müller, 1957 in Heidelberg geboren, lebt in Hamburg und war bis 2020 Redakteur für Zeitgeschichte beim Norddeutschen Rundfunk. Er veröffentlichte auch in zahlreichen Zeitungen zu politischen und kulturgeschichtlichen Themen. Zur Anthroposophie verfasste er u. a. Artikel für Die Zeit, taz und Welt sowie sein viel gelesenes Buch Zumutung Anthroposophie (Frankfurt a. M. 2021).

Zu Rudolf Steiners 100. Todestag legt Wolfgang Müller jetzt sein neues Buch vor, das Steiner und sein Werk von heute aus neu befragt.

> INFOS ZUM BUCH: WEBSITE KROENER VERLAG
> TERMINE UND EVENTS STEINER 2025 FESTJAHR

07. Podcast Waldorf.Perspektiven zum Thema Schutzkonzepte an Waldorfschulen

In der aktuellen Folge unseres Podcasts Waldorf.Perspektiven geht es um die Notwendigkeit und Umsetzung von Schutzkonzepten an Waldorfschulen. Eva Wörner, Vorständin im Bund der Freien Waldorfschulen und Expertin für Waldorfpädagogik, erläutert die Herausforderungen, die mit der Einführung solcher Konzepte verbunden sind, sowie die Sorgen und Ängste von Betroffenen. Es wird diskutiert, wie wichtig Transparenz und regelmäßige Schulungen sind, um Gewaltprävention effektiv zu gestalten und Machtmissbrauch zu vermeiden.

Die vier zentralen Bausteine der Schutzkonzepte werden vorgestellt, und es wird auf die Bedeutung eines Interventionsplans hingewiesen. In dieser Diskussion wird die Bedeutung der institutionellen Aufarbeitung in Schulen hervorgehoben, insbesondere in Bezug auf die Kommunikation und die Fehlerkultur. Es wird erörtert, wie Mediation als Werkzeug in Konfliktsituationen eingesetzt werden kann und welche Rolle Schulsozialarbeit in der Gewaltprävention spielt. Die Perspektive der Schüler:innen wird als entscheidend angesehen, um ein effektives Meldesystem zu etablieren.

Zudem wird die Notwendigkeit von Ressourcen und Finanzierung für Gewaltpräventionsmaßnahmen thematisiert, während die Verbindung zwischen Waldorfpädagogik und Gewaltprävention sowie die Qualitätsinitiative Waldorf Drin diskutiert werden. In dieser Episode diskutieren Eva Wörner und Yampier Aguiar Durañona über die Herausforderungen und Lösungen im Bereich der Gewaltprävention an Waldorfschulen. Sie beleuchten die Wichtigkeit von Krisenintervention, die Unterstützung von Lehrkräften, die Notwendigkeit von Schutzkonzepten und deren Evaluation sowie die Zukunft der Gewaltprävention in Schulen.

Wörner betont, dass Vertrauen und gute Kommunikationsprozesse entscheidend sind, um Enttäuschungen zu vermeiden und ein sicheres Umfeld für alle Beteiligten zu schaffen.
Von Yampier Aguiar Durañona, Podcast Host Waldorf.Perspektiven

> ZUM PODCAST WALDORF.PERSPEKTIVEN

08. „Schätze heben“ oder „verborgene Kräfte“

Nachdem ich im letzten Schuljahr meinen ersten Klassenlehrerdurchgang beendete und meine Klasse abgab, startete ich in das neue Schuljahr als Musiklehrer für die Klassenstufen 1– 8. Dies war eine neue Herausforderung für mich, vom Klassen- nun zum Fachlehrer. Viel Vorbereitung und Gedanken musste ich investieren, damit der Übergang gelingen konnte. In den ersten und zweiten Klassen lag der Fokus, neben dem Singen und Flöten auf der pentatonischen Flöte, auch auf der Klangarbeit. Da die Schule nicht über eine Vielzahl von Klanginstrumenten verfügte, wollte ich neue anschaffen. Während ich die Musikräume durchstöberte und schaute, wo alles stand, fand ich „wahrhaftig“ einen Schatz: Abgedeckt, in hölzernen Weinkästen verstaut, waren pentatonische Kinderharfen gelagert. Diese waren so alt, dass auf der Rückseite noch die alte Anschrift der Schule stand. Sie waren fast alle in selbst genähten Taschen gelagert.

Ich sichtete diese und begab mich auf die Suche nach einem Experten, der die Kinderharfen restaurieren konnte. Nach knapp 2,5 Monaten konnte ich tatsächlich 30 restaurierte Kinderharfen abholen. Das Einsetzen im Musikunterricht ist ein so großer Gewinn. Hauptsächlich kommen diese bisher in der Klassenstufe 2 zum Einsatz, wo sie eine schöne Alternative zur pentatonischen Flöte darstellen. Die Schüler:innen freuen sich immer sehr, wenn wir die alten Weinkästen in die Klassen tragen und dann auf den Kinderharfen spielen. Der Klang unterscheidet sich von vielen Instrumenten, wer schon einmal eine „Kinderharfenklasse“ gehört hat, vergisst dies nicht.

Was kann man daraus ziehen? Warum diese Geschichte?
In meinen Augen waren die Kinderharfen ein großer Gewinn für den Musikunterricht an meiner Schule. Der fast vergessene Schatz, der in der Ecke lag. Vielleicht war die Zeit vorher noch nicht reif oder es brauchte einen neuen Gedanken, wie diese eingesetzt werden können.

An jeder Schule gibt es Schätze, die noch gefunden werden wollen. Wenn man sucht, findet man diese. Manchmal sind diese Schätze materialistisch, manchmal sind dies Gedanken oder Visionen. Diese können sich wahrhaftig verstecken oder durch gezielte Arbeit in der Konferenz/Strukturarbeiten/durch externe Expert:innen ans Tageslicht gebracht werden. Gerade in dieser Zeit, wo viele Waldorfschulen mit Herausforderungen konfrontiert sind, braucht es vielleicht diese Schätze, um den Schulalltag zu vereinfachen oder neu zu beleben.
Mein Appell: Werdet selber zu Entdeckern, es gibt viele Schätze an euren Schulen, die auf euch warten.
Von Dustin Muzik (Klassen- und Musiklehrer an der Freien Waldorfschule Mülheim a.d. Ruhr)  


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